2015

27. November 2015

Der Paul Grüninger Preis des Jahres 2015 geht an die spanische Landarbeitergewerkschaft Sindicato de Obreros del Campo / Sindicato andaluz de los trabajadores
(SOC-SAT).

Der Preis in der Höhe von 50 000 Franken wird am Freitag, 27. November 2015, 19.30 Uhr, im Hofkeller im Regierungsgebäude St. Gallen öffentlich verliehen, die Preisrede hält alt Bundesrätin Ruth Dreifuss.

Beim gleichen Anlass übergibt die Paul Grüninger Stiftung Anerkennungspreise in Höhe von je 10 000 Franken an die

Wiener Asylorganisation Refugee Protest Camp

sowie an die

Autonome Schule Zürich

Öffentliche Preisverleihung am Freitag, 27. November 2015, 19.30 Uhr, Hofkeller im Regierungsgebäude St. Gallen. Mit einer Rede von Ruth Dreifuss.

SOC-SAT: Paul Grüninger Preis 2015

Die andalusische Landarbeitergewerkschaft SOC-SAT setzt sich seit vielen Jahren für jene Menschen ein, die weitgehend rechtlos und unter skandalösen sozialen wie hygienischen Bedingungen das frische und billige Gemüse ernten, das wir im Winter auch in den Schweizer Läden kaufen können. Diese Arbeiterinnen und Arbeiter sind meistens papierlose MigrantInnenen und Saisonniers aus Nordafrika und Osteuropa. Sie leiden unter schlechter Entlöhnung, enormen Arbeitszeiten, miserablen Unterkünften ohne Wasser und Elektrizität sowie fehlendem Zugang zur primitivsten gesundheitlichen Vorsorge.

Die Gewerkschaft Sindicato de Obreros del Campo berät die Leute, kümmert sich um ihre gesundheitliche Betreuung und offeriert ihnen juristische Hilfe, etwa zum Erstreiten eines Mindestlohnes von 750 Euro pro Monat, zur Legalisierung des Aufenthaltsverhältnisses oder für eine erträgliche Wohnsituation. SOC-SAT setzt sich damit für Menschenrechte ein, dort wo die Menschen am stärksten ausgebeutet werden und dringend Hilfe brauchen.

Wegen ihres uneigennützigen Engagements für die ausländischen Landarbeiter wird die Gewerkschaft SOC-SAT aber immer wieder mit Klagen überzogen und vor Gericht gezerrt: In wenigen Jahren wurden ihre AktivistInnen mit – vorerst bedingten – Gefängnisstrafen von weit mehr als hundert Jahren bestraft. Der selbstlose und mutige menschenrechtliche Einsatz für die Ärmsten der Armen entspricht nach Meinung der Paul Grüninger Stiftung dem Geist des Flüchtlingsretters Paul Grüninger.

Refugee Protest Camp Vienna: Anerkennung

Im Winter 2012 zogen Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus dem österreichischen Betreuungszentrum Traiskirchen zu Fuss in die Stadt Wien, um auf ihre prekären und menschenunwürdigen Lebensbedingungen aufmerksam zu machen. Wochen und Monate campierten die Flüchtlinge in der eiskalten Wiener Votivkirche und im Servitenkloster: Nach vielen Aktionen und Protesten wurden acht von ihnen aus Österreich abgeschoben. Weitere Flüchtlinge wurden verhaftet und wegen Schlepperei angeklagt, weil sie ihren Freunden in der Not geholfen hatten. Die Paul Grüninger Stiftung unterstützt den Widerstand dieser Flüchtlinge gegen unmenschliche Verhältnisse und spricht dem Refugee Protest Camp Vienna, eine Anerkennung in der Höhe von 10 000 Franken aus.

Autonome Schule Zürich: Anerkennung

Die Autonome Schule Zürich (ASZ) setzt sich seit 2009 für die Rechte von Flüchtlingen und anderen diskriminierten Menschen in der Schweiz ein. Vor allem aber steht die Autonome Schule Zürich für ein selbstorganisiertes migrantisches Bildungsprojekt, in dem kostenlose Deutschkurse einen Grossteil der Aktivitäten ausmachen. Die Paul Grüninger Stiftung ist von diesem Engagement beeindruckt, sie unterstützt das Prinzip der ASZ, wonach jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat, unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus und finanziellen Möglichkeiten. Obwohl die ASZ gerade mit ihrem Sprachunterricht und ihrer Integrationsarbeit der schweizerischen Gesellschaft einen grossen Dienst erweist, wurden ihr von der Öffentlichkeit geeignete Schulräume verweigert. Immer wieder musste sie in der Vergangenheit neue Unterkunft in Provisorien suchen, und zuletzt stand sie am 1. November 2015 auf der Strasse. Von der Paul Grüninger Stiftung erhält diese wichtige Organisation eine symbolische Anerkennung in Höhe von 10 000 Franken.