2019

Plakat für die Preisverleihung 2019 (Gestaltung: Adrian Elsener)

Paul Grüninger Preis 2019 für ein Rettungsschiff

Die Paul Grüninger Stiftung will ein Zeichen gegen die Kriminalisierung der Fluchthilfe setzen und zeichnet die Crew-Mitglieder des Rettungsschiffes Iuventa mit dem Paul Grüninger Preis in Höhe von 50 000 Franken aus.

Die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz und die Hilfsorganisation Mosaik erhalten von der Stiftung eine Anerkennung, verbunden mit je 10 000 Franken.

Auf dem Mittelmeer ereignet sich seit Jahren eine entsetzliche Katastrophe. Schon etliche zehntausend Menschen sind auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Statt Hilfe zu leisten, verstärken die europäischen Staaten die Grenzabwehr immer mehr. Ins Visier geraten dabei auch Einzelpersonen und Organisationen, die Ertrinkende aus dem Wasser holen und ihnen das Leben retten. Für ihre Taten werden die Helferinnen und Helfer zunehmend kriminalisiert: in ganz Europa, auch in der Schweiz.

Gegen diese unmenschlichen Zustände will die Paul Grüninger Stiftung ein Zeichen setzen. Sie vergibt ihren mit 50 000 Franken dotierten Paul Grüninger Preis an die Crew des deutschen Rettungsschiffes Iuventa. Anerkennungspreise in der Höhe von je 10 000 Franken erhalten die Schweizer Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz sowie die griechische Hilfsorganisation Mosaik.

Die Crew des Rettungsschiffes Iuventa rettete seit 2016 mehr als 14 000 Menschen aus der Seenot im Mittelmeer. Die jungen Crew-Mitglieder wirkten damit dem humanitären Versagen der europäischen Politik entgegen. Sie gaben auch anderen Menschen in Europa den Mut, nicht in der Ohnmacht zu verharren. Im August 2017 wurde das Rettungsschiff von der italienischen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Gegen zehn Mitglieder laufen nun Ermittlungen. Sie sollen wegen «Beihilfe zur illegalen Einwanderung» angeklagt werden. Die Crew weist alle staatsanwaltlichen Vorwürfe zurück: Sie habe sich stets an internationales Seerecht gehalten. Mit dem Paul Grüninger Preis soll nun auch ein substanzieller Beitrag an die Verteidigung der Retterinnen und Retter von Iuventa geleistet werden.

Anni Lanz ist vor Gericht gestellt worden, weil sie einem Flüchtling in Gondo über die Schweizer Grenze geholfen hat. Die Schweizer Behörden hatten den Mann zuvor nach Italien ausgeschafft, obwohl er psychisch beeinträchtigt war. Das Bezirksgericht Brig hat Anni Lanz, die sich seit vielen Jahren für Flüchtlinge einsetzt, zu einer Busse verurteilt. Sie will gegen das Urteil rekurrieren.

Das Mosaik Support Center auf der griechischen Insel Lesbos leistet konkrete Unterstützung für die Menschen im Alltag. Zur Hilfe gehören Bildungsmöglichkeiten, Rechtsberatung und psychosoziale Beratung. Die Angebote von Mosaik richten sich gleichzeitig an auf Lesbos gestrandete Flüchtlinge wie an Einheimische.

Mit der Auszeichnung der Iuventa-Crew, von Anni Lanz und Mosaik möchte die Paul Grüninger Stiftung alle Retterinnen und Fluchthelfer ermutigen, ihre unerlässliche Arbeit fortzusetzen und dem Zynismus der europäischen Abschottung zu trotzen. Wenn Menschen in Not sind, ist nicht die Hilfe kriminell, sondern die Passivität.

Die öffentliche Preisverleihung findet am Freitag, 10. Mai 2019, um 19 Uhr im Kulturlokal Palace in St.Gallen statt.